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Geschichte

Räbefasnacht Baar

Ursprung

Alles begann im Jahr 1947: In der «Zentrale»  einem Hinterzimmer im damaligen Restaurant Kreuz, traf sich während des Zweiten Weltkriegs und in den Jahren danach eine Gruppe junger Männer um Grafiker Geny Hotz zum Gedankenaustausch. In dem kleinen Raum wurde diskutiert und fantasiert – und immer wieder wurden grosse Ideen entwickelt. Eine dieser Ideen war die Räbefasnacht. Die Gruppe war sich einig, dass die Baarer Fasnacht eine Struktur, eine Figur braucht. Geny Hotz entwarf hunderte von Masken und Fasnachtskostümen, bis der Räbechüng, der Räbegäuggel entworfen, der Räbevater, der Zeremonienmeister und der Lakai eingekleidet waren. Geny Hotz prägte zusammen mit seiner Frau Annemarie die Räbefasnacht bis zu seinem Tod im Jahr 2000 massgeblich mit.

Gründung

Am 13. Februar 1947, dem 30. Geburtstag von Geny Hotz, wurde die Fasnachtsgesellschaft Baar und damit die Räbefasnacht im Restaurant Zur Waage aus der Taufe gehoben. Die sehr gut besuchte Gründungsversammlung wählte den Lehrer Josef Knobel zum Präsidenten. Anschliessend an die Versammlung fand, nach hochscheissfeinem Zeremoniell und Räbedibum, die feierlich-pompöse Inthronisation des ersten Baarer Räbevaters, Brauereibesitzer Christian Buck, statt. Erster Zeremonienmeister war Eugen Gasser, Lakai war Max «Busch» Schumacher.

Räbe

Die weisse Rübe oder Räbe (lat. Brassica rapa, var. rapifera) hat in Baar schon seit jeher eine wichtige Rolle gespielt. Es lassen sich Zeugnisse finden nach denen die Bewohner von Baar «Räbe-Manne» genannt wurden, deren Leibspeise die Räbe sein soll und die Räbe-Most trinken sollen. Die Baarer wurden nicht selten mit dem Rufe «Baarer-Räbä» geneckt. An der Baarer Chilbi durfte früher Räbe mit Schweinefleisch auf keinem Tisch fehlen – «D Räbe mues me söuisch choche und süberli arichte» (gemäss dem Schweizerdeutschen Wörterbuch / Schweizerisches Idiotikon).
Die Räbe galt zwar eigentlich als Viehfutter, bildete aber auch in unserer Gegend die Hauptnahrung der armen Leute im Winter. Als man noch keine oder wenig Kartoffeln hatte, assen die armen Bauern oft dreimal am Tag «Räbe»: am Morgen Schmätter (ganze geschwellte Räben), z’Mittag Plätter (Brei), z’Abig Mäuch (Schnitten von Räben).
Es liegt auf der Hand, dass die Gründer der Baarer Fasnacht im Jahr 1947 auf die Räbe Bezug nahmen. Im Räbegäuggel, im Räbechüng und nicht zuletzt in unserem Fasnachtslied «RäbediBum!» lebt die alte Tradition weiter. Der Räbevater erhält bei seiner Inthronisation als «Zeichen der Verbundenheit mit der Baarer Scholle» eine echte Baarer Räbe im Sinne eines Reichsapfels. Am traditionellen Räbevatermöhli wird alljährlich ein chüschtiges Baarer Räbemues aufgetischt.
Der Räbeliechtli-Umzug der Baarer Kindergärten im November hat zwar keinen direkten Bezug zur Fasnacht. Dieses eher junge Brauchtum stellt aber sicher, dass jedes kleine Baarer-Kind zumindest einmal in seinem Leben eine echte Räbe in der Hand hält, wenn es sein Liechtli schnitzt.

Wirtefasnacht

Seit ihrer Gründung im Jahr 1947 musste die Räbefasnacht dreimal abgesagt werden. Das erste Mal im Jahr 1957. Grund war ein Streit zwischen der Fasnachtsgesellschaft und den Wirten. Die Fasnachtsgesellschaft versandte damals eine Pressemitteilung unter dem Titel «Die abgesagte Baarer Räbefasnacht». Der Zugerbieter schrieb folgendes:
«Einer Mitteilung der Fasnachtsgesellschaft Baar ist zu entnehmen, dass an der Delegiertenversammlung vom 24. Januar die Durchführung der Räbefasnacht 1957 einmütig beschlossen wurde. Alsdann traf man alle Vorbereitungen für das gute Gelingen der vorgesehenen Veranstaltungen. Am 22. Februar wurde die Absicht der Besitzer der fünf Tanzlokale bekannt, die Eintrittspreise derart zu erhöhen, wie dies nach Ansicht der Fasnachtsgesellschaft mit einer Volksfasnacht unvereinbar ist. Der Vorstand unterbreitete daher den Saalbesitzern noch am gleichen Tag Gegenvorschläge, wonach den Wirten ein Aufschlag von 20 Prozent zugestanden wurde. Nachdem dieser Gegenvorschlag durch die Saalbesitzer abgelehnt wurde, beschlossen die Gruppenchefs auf Antrag des Vorstandes im Beisein eines Vertreters der Saalbesitzer am Abend des 22. Februar 1957, die Räbefasnacht 1957 abzusagen, sofern die Saalbesitzer den Vermittlungsvorschlag des Vorstandes bis Samstag, den 23. Februar 1957, um 12 Uhr, nicht annehmen. Da innert der angesetzten Frist keine Zustimmung aller Saalbesitzer erfolgte, wurde die Räbefasnacht 1957 am Samstagmittag abgesagt. Die Generalversammlung vom 24. Februar billigte das Vorgehen des Vorstandes und der Gruppenchefs mit allen gegen eine Stimme.
Leider ist damit die Räbefasnacht 1957 begraben. Nicht begraben ist jedoch die Räbefasnacht an sich, die 1958, sofern man daraus die notwendigen Lehren zieht, geläutert zu neuem Glanz auferstehen wird. Abschliessend wird noch darauf hingewiesen, dass am Fasnachtsmontag der Kinderumzug, die Kinderbescherung und das Ballonwettfliegen stattfinden werden. Soweit die offizielle Mitteilung der Fasnachtsgesellschaft Baar.»

Seit ihrer Gründung im Jahr 1947 musste die Räbefasnacht zweimal abgesagt werden. Das erste Mal im Jahr 1957. Grund war ein Streit zwischen der Fasnachtsgesellschaft und den Wirten. Die Fasnachtsgesellschaft versandte damals eine Pressemitteilung unter dem Titel "Die abgesagte Baarer Räbefasnacht". Der Zugerbieter schrieb folgendes:
«Einer Mitteilung der Fasnachtsgesellschaft Baar ist zu entnehmen, dass an der Delegiertenversammlung vom 24. Januar die Durchführung der Räbefasnacht 1957 einmütig beschlossen wurde. Alsdann traf man alle Vorbereitungen für das gute Gelingen der vorgesehenen Veranstaltungen. Am 22. Februar wurde die Absicht der Besitzer der fünf Tanzlokale bekannt, die Eintrittspreise derart zu erhöhen, wie dies nach Ansicht der Fasnachtsgesellschaft mit einer Volksfasnacht unvereinbar ist. Der Vorstand unterbreitete daher den Saalbesitzern noch am gleichen Tag Gegenvorschläge, wonach den Wirten ein Aufschlag von 20 Prozent zugestanden wurde. Nachdem dieser Gegenvorschlag durch die Saalbesitzer abgelehnt wurde, beschlossen die Gruppenchefs auf Antrag des Vorstandes im Beisein eines Vertreters der Saalbesitzer am Abend des 22. Februar 1957, die Räbefasnacht 1957 abzusagen, sofern die Saalbesitzer den Vermittlungsvorschlag des Vorstandes bis Samstag, den 23. Februar 1957, um 12 Uhr, nicht annehmen. Da innert der angesetzten Frist keine Zustimmung aller Saalbesitzer erfolgte, wurde die Räbefasnacht 1957 am Samstagmittag abgesagt. Die Generalversammlung vom 24. Februar billigte das Vorgehen des Vorstandes und der Gruppenchefs mit allen gegen eine Stimme.
Leider ist damit die Räbefasnacht 1957 begraben. Nicht begraben ist jedoch die Räbefasnacht an sich, die 1958, sofern man daraus die notwendigen Lehren zieht, geläutert zu neuem Glanz auferstehen wird. Abschliessend wird noch darauf hingewiesen, dass am Fasnachtsmontag der Kinderumzug, die Kinderbescherung und das Ballonwettfliegen stattfinden werden. Soweit die offizielle Mitteilung der Fasnachtsgesellschaft Baar.»

Seuchenfasnacht

Zum zweiten Mal wurde die Räbefasnacht im Jahr 1966 abgesagt – jedenfalls grösstenteils. Wegen der grassierenden Maul- und Klauenseuche musste das Internationale Maskentreffen vom 29./30. Januar 1966 gestrichen werden. Grossanlässe wurden verboten, damit sich die Seuche nicht ausbreiten konnte. Im Februar hatte sich die Lage wieder etwas beruhigt. Dadurch konnte die traditionelle Räbefasnacht trotzdem mit einem Umzug am Sonntag und dem Kinderumzug am Fasnachtsmontag stattfinden. Wegen des langen Hin und Her musste die Baarer Fasnacht allerdings ohne den eigentlichen Schutzherrn auskommen. Auf die Auswahl eines Räbevaters wurde verzichtet.

Maskentreffen

Die Baarer Fasnächtler sind festfreudig und gastfreundlich. Das stellte die Fasnachtsgesellschaft erstmals im Jahr 1967 unter Beweis. Damals fand das erste Internationale Maskentreffen statt. In den Jahren 1971, 1975, 1981, 1987, 1997, 2006 und zuletzt im Jahr 2017 wurde der Anlass wiederholt. Am 8. Baarer Brauchtums- und Maskentreffen vom 28./29. Januar 2017 waren am Umzug über 60 Nummern mit über 2500 Teilnehmenden zu bestaunen.